Hat der Legierungszuschlag noch eine Bedeutung?

05.09.2024

Um es kurz zu machen: ja, der Legierungszuschlag hat weiterhin eine Bedeutung und wir meinen, dass sie sogar noch zunehmen wird.
Dies werden wir aus unserer fachlichen Sicht erklären.

Doch zunächst: Warum wird diese Frage überhaupt gestellt?
Der Legierungszuschlag wird seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt, er hat sich als sinnvoller Preisbestandteil etabliert und auch heute noch möchten die Mehrzahl der Marktteilnehmer an diesem System festhalten. Aber durch die zunehmenden Importe aus Fernost mit zum Teil extrem niedrigen Effektivpreisen, also ohne Ausweisung des LZs, werden manche Marktteilnehmer dazu verleiten, anzunehmen, es sei kein LZ berücksichtigt. Daher die zunächst berechtigte Frage nach der Bedeutung des Legierungszuschlags.

Warum ist der Legierungszuschlag bisher so erfolgreich gewesen?

Das LZ-Preissystem hatte den Vorteil, dass die Hersteller ihr Rohstoffrisiko absicherten und die Käufer nicht jeden Monat neu verhandeln mussten. Der LZ war i.d.R nur von den Rohstoffpreisen abhängig und damit als Preisbestandteil nachvollziehbar. Ein System, was sich also seit über 30 Jahren etabliert hat.

Nun zu der Frage: Hat der Legierungszuschlag noch eine Bedeutung?

Hierzu müssen wir die Produktionsverfahren von Edelstahl genauer anschauen.
Es ist nicht wegzudiskutieren, dass Rohstoffe bei der Herstellung von Halbzeugen ein wichtiger Bestandteil der Preiszusammensetzung des Produktes sind. Egal ob in Europa, China oder Indien. Überall müssen Rohstoffe zu Marktpreisen gekauft bzw. kalkuliert werden. Im Wesentlichen gibt es zwei verschiedene Arten zur Herstellung von Edelstahl. Zum einen hauptsächlich mit raffiniertem hochwertigem Nickel und zum anderen mit minderwertigem Ferro-Nickel, also Nickel Pig Iron (NPI) bzw. mit Edelstahlschrotten. Der Einsatz von NPI ist seit Jahren in Asien stark etabliert. Nach Recherchen von SMR (SMR Stainless Steel Club) werden aber mittlerweile in diesem Jahr auch in Europa erste Versuche gestartet, NPI zu verarbeiten.

Wichtig ist zu wissen, dass die Herstellung von Halbzeugen aus NPI einen wesentlich höheren CO²-Ausstoß generiert als die Herstellung mit hochwertigem Nickel oder die Herstellung von Halbzeugen mit einem Hochschrottanteil. Insbesondere werden die CO² Reglementierungen in Europa, vor allem in der Stahlbranche wahrscheinlich eher in Richtung "Greensteel" als in Richtung preisgünstige Fertigung mit NPI gehen.

Um wieviel sind die Legierungskosten bei Einsatz von NPI gegenüber dem Einsatz von hochwertigem Nickel niedriger?

Wir haben das einmal in einer Simulation durchgerechnet:
Da der LZ auf Basis von hochwertigem Nickel berechnet wird, nehmen wir diesen als Referenz.
Basierend auf den August LZ (Outokumpu Flachprod. 1.4301) von 2.122 €/t, einem Durchschnitts-LME-Nickelpreis für 08/2024 von 16.842 $/t und einem NPI Preis von 1013 CNY/mtu würden wir nach unserer Simulationsrechnung bei Einsatz von NPI Legierungskosten von ca. 1.640 €/t erhalten.

Unsere Berechnung zeigt, dass die Legierungskosten mit NPI Berechnung statt mit Class1 Nickel zur Zeit um ca. 480 €/t (-22,7%) niedriger wären.
Dies ist eine grobe Abschätzung, da zum Teil das NPI von den Werken noch aufbereitet werden muss, um es in den Schmelzen verarbeiten zu können. Ferner ändert sich natürlich der NPI Preis mit der Nachfrage. Aber sie zeigt die Größenordnung der Einsparung an, die mit NPI erreicht werden kann.

Eine weitere Möglichkeit der Edelstahlherstellung wäre über ein Hochschrottanteilverfahren. Auch hier sind Bedingungen wie z.B. Abbrand und Energieintensität situativ zu bewerten. Unsere Berechnungen haben ganz grob Legierungskosten in ähnlicher Höhe wie bei NPI ergeben.

Fazit:

Je nach Preisniveau und Situation ist die Herstellung von Halbzeugen mit NPI- oder Hochschrottanteilen günstiger als die Herstellung mit Nickel der Sorte 1 (und natürlich Ferrochrom und Ferromolybdän). Hinzu kommen länderspezifische Faktoren, die den Gesamtpreis eines Produktes beeinflussen können. Dazu zählen vor allem niedrige Energie- und Lohnkosten, staatliche Subventionen und niedrige Unternehmenssteuern. Diese Faktoren haben jedoch keinen Einfluss auf den LZ, sondern spiegeln sich im Basis- bzw. Verarbeitungspreis wieder.

Es versteht sich von selbst, dass Hersteller in Europa, die keinen NPI in Ihrem Produktionsprozess verwenden, diesen auch nicht in den Legierungszuschlag berücksichtigen können. Sollte sich dies nachhaltig ändern, wäre eine Änderung der Berechnungssystematik des LZs denkbar.

Aufgrund der zunehmenden Dynamik bei der Herstellung von CO²-reduzierten Stählen in Europa wegen der CO² Vorgaben, der Einführung von CBAM oder ähnlichen Mechanismen gehen wir jedoch davon aus, dass langfristig die Herstellung von Produkten mit NPI in der heutigen Form in Europa keine Zukunft haben wird.

Auch wenn die Höhe der LZs bedingt streitbar ist, sind und werden Legierungszuschläge immer in Edelstahlhalbzeugen enthalten sein, auch bei effektiv angebotenen Preisen. Das heißt, dass bei steigenden Rohstoffpreisen und damit auch steigenden LZs auch die Effektivpreise über kurz oder lang steigen werden.

Fest steht, dass der LZ ein sinnvolles und wichtiges Instrument der Preisbildung ist und von einem Großteil der Marktteilnehmer auch gewünscht wird, da er Preistransparenz schafft.
Deswegen ist der LZ auch weiterhin wichtig und behält natürlich seine Bedeutung!

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