Hintergrundinformationen zum Aussetzen der Nickelkurse an der LME 2022

Update 10.06.2022
Das Aussetzen der Nickelkurse an der London Metal Exchange (LME) im März hat nun ein gerichtliches Nachspiel.
Der US-Hedgefonds Elliott Associates verklagt die London Metal Exchange (LME) auf 456 Millionen US-Dollar wegen der Stornierung von Nickelgeschäften am 08. März, dem ersten chaotischen Tag.Elliott sagte, die LME hätte den Handel nicht stoppen und Geschäfte löschen sollen, nachdem sich die Preise am 8. März innerhalb weniger Stunden auf über 100.000 $ pro Tonne mehr als verdoppelt hatten.
Die nachträgliche Aufarbeitung ist sicherlich sehr schwierig, da auf der einen Seite ohne Aussetzung des Handels und der nachträglichen Stornierung der Positionen Schulden in Milliardenhöhe entstanden wären und die LME technisch zahlungsunfähig geworden wäre.
Auf der anderen Seite wird der LME vorgeworfen, sie hätten die „Sturmwolken“ bereits am Freitag vor der Schließung am Dienstag sehen können.
Wegen der Auswirkung und Reputation der LME haben britische Finanzbehörden bereits am 4. April eine Untersuchung darüber eingeleitet, wie die LME im März den chaotischen Nickelhandel eingestellt hatte.

Ausführlichere Informationen dazu z.B. bei Reuters:
Hedge fund Elliott sues LME for $456 million over nickel trading halt
Update 01.04.2022
Der Nickelpreis hat sich in den letzten Tagen an der LME auf 33.000 $/t eingependelt. Somit scheint der Handel sich wieder normalisiert und in geordneten Bahnen zu bewegen und unsere LZ-Prognosen haben wieder die gewohnte Genauigkeit.
Update 25.03.2022
Offenbar ist der Markt doch nicht so bearish wie angenommen, so dass sich der Nickel an der LME aktuell (intraday) auf ca. 35.000 - 36.000 $/t einpendelt.  Es bleibt abzuwarten, ob die fundamentalen Trader den Kurs nach unten treiben oder ob die eher emotionalen Handelsteilnehmer die Oberhand behalten und den Kurs weiter steigen lassen.
Update 22.03.2022
Die LME hat das Problem, dass die sehr hohe Ausgangsbasis vom 07.03. (42.995 $/t) nicht fundamental begründet ist, sondern aufgrund des Short-Squeeze entstand. Sie versucht nun mit vorgegeben Schwankungsbreiten wieder in den normalen Handel zu kommen.
Das funktioniert so, dass sie eine Schwankungsbreite vorgeben, anfangs 5%, jetzt 15%. Wenn diese Grenzen mit Trades nach unten durchbrochen werden, wird nur ein inoffizieller Kurs angegeben und die neue Schwankungbreite des nächsten Tages gilt für diesen, niedrigeren Wert.
Somit sinkt der inoffizielle Preis täglich, bis irgendwann der Marktpreis erreicht wird.
Das sollte unserer Meinung nach in Kürze erfolgen, wenn wir das Vorkrisenniveau von 23.000 - 25.000 $/t erreichen.
17.03.2022
Exzesse am Nickelmarkt
Am 08.03.2022 kam es an der LME zu einem extremen Kursausschlag auf bis zu 100.000 $/t. Das entspricht einem Anstieg um 230% in einem Tag! Der Handel wurde daraufhin an der LME und später auch an der SHFE (Shanghai) ausgesetzt und getätigte Umsätze und Kauf- und Verkaufsorder wurden zum Teil rückwirkend storniert. Der Kurs wurde vorläufig auf etwa 48.200 USD festgesetzt. Eine Öffnung des Nickelhandels wurde an Kriterien, wie z.B. eine maximale Kursabweichung zum letzten Kurs geknüpft, die erst erfüllt werden müssen, bevor der Handel wieder beginnt. Diese Bedingungen wurden erst am 16.03.2022 erfüllt und der Handel an der LME eröffnet. Für den Start am 16.03. wurde eine Preisspanne von +/- 5% vom Vortageskurs vereinbart. Die Preisspanne von -5% wurde jedoch nicht bei allen Trades erfüllt, sodass es für den 16.03. wiederum nur einen vorläufigen Kurs
(-5% vom Vortageskurs) gab und die Preisspanne für den 17.03.2022 auf +/- 8% erweitert wurde, um möglichst schnell in einen normalen Handel zu kommen.

Wie sich der Kurs nun weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Es scheint aber klar, dass die Kursspitze am 08.03.22 eine spekulative Übertreibung war und der Nickelkurs sich wieder Richtung 30.000 $/t bewegen könnte.

Die aktuellen Meldungen und Kursdaten der LME finden Sie unter diesen Link: https://www.lme.com/Metals/Non-ferrous/LME-Nickel#Price+graphs

Mögliche Ursachen für die Turbulenzen bei Nickel

Wie so häufig gibt es mehrere Gründe, die zu der heutigen Situation führten.
Zum einen ist der Nickelmarkt durch den Ukraine-Krieg stark unter Druck geraten, da die Gefahr bestand, dass die russischen Nickelproduzenten mit Sanktionen belegt werden. Dies ist unseres Wissens zwar bis heute nicht passiert, aber es gab Panikkäufe, die den Nickelpreis unter Druck setzten.

Zum anderen setzten diese Preissteigerungen den größten Nickelproduzenten, die Tsingshan Holding Group in China unter Druck, da sie ihre Produktion mit Shortpositionen gegen Preisschwankungen abgesichert hatten. Aufgrund der extrem gestiegenen Nickelpreise wurden die Kosten der Absicherung so hoch, dass einige Positionen aufgelöst werden mussten. Die Glattstellung einer Shortposition kann nur mit zusätzlichen Käufen stattfinden, was hier dann auch den Preis kurzfristig in die Höhe schnellen ließ.
Dieses als Short-Squeeze bezeichnete Verhalten hat man an der Börse schon häufiger erlebt. Ein populäres Beispiel war der VW-Aktienkurs 2008, der an einem Tag auf spektakuläre 1000 €/Aktie stieg. Meist pendelt sich der Kurs nach dem Durchlauf des Short-Squeeze auf ein etwas höheres Niveau als zuvor ein.
Der Nickelmarkt ist ein im Vergleich mit anderen Rohstoffmärkten kleiner Markt und reagiert daher sehr empfindlich, wie wir immer wieder bei Preissprüngen durch Aktionen von einzelnen Teilnehmern sehen konnten.

Die ersten (vorläufigen) Nickelpreise nach der Öffnung des Handels an der LME zeigen deutlich, dass die hohen Kurse am 08.03.22 spekulativ überhöht waren.

In welche Richtung wird sich der Nickel nun bewegen?
Wenn man auf die seit Tagen bereits wieder geöffnete Börse in Shanghai schaut, dann sieht man Kurse bei umgerechnet ca. 35.000 $/t. Dies wäre unserer Meinung nach das erste Ziel. Ob es dann noch weiter runter geht, sollte man abwarten.

Legierungszuschläge steigen zunächst.
Die Auswirkungen auf den Legierungszuschlag sind zeitversetzt. Wir erwarten kurzfristig historische Höchststände, die aber wahrscheinlich nicht von Dauer sein werden, sodass der Legierungszuschlag mittelfristig sinken wird. Auch weil unter anderem Indonesien bekanntgab, die möglicherweise ausfallenden Nickelmengen aus Russland komplett kompensieren zu wollen. Dazu sollen kurzfristig erheblich Fördermengen ausgebaut werden. Ob jedoch auch alle nötigen Nickelgüten angeboten werden können, ließ Indonesien offen, mutmaßlich werden aber eher minderwertigere Güten auf den Markt geworfen.

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